Chronik der Arbeitsgemeinschaft Plattdüütsch in de Kark Niedersachsen/Bremen 1963-2018

Das Erlebnis des ersten Pastoralkollegs in Loccum „Die plattdeutsche Sprache im Dienst der Kirche“ 18. – 22. Februar 1963 führt auf der Folgetagung im Lutherstift Falkenburg am 14. Oktober zur Gründung eines Arbeitskreises plattdeutscher Pastoren in Niedersachsen, 1965 dort in „Arbeitsgemeinschaft“ umbenannt, um die organisatorische Vielfalt zu betonen. 

Die „Arbeitsgemeinschaft plattdeutscher Pastoren in Niedersachsen“ ist auf ihrem Gebiet eine Vorläuferin der späteren Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen (Braunschweig, Hannover, Oldenburg, Schaumburg-Lippe, Ev.- reformiert Nordwestdeutschland). Als erste selbst gestellte Aufgabe wird in zehn regionalen Arbeitsgruppen die altkirchliche Reihe der Sonntagsevangelien in Plattdeutsch übersetzt, um an diesem Exempel das Proprium plattdeutscher Verkündigung zu erweisen. Nach dem Tod des Gründungsvorsitzenden Sup. i. R. Hans Hustedt (1891-1966) gibt der Nachfolger Günther von Glahn (1918-2011), Worpswede, mit dem Geschäftsführer Ortgies Stakemann (1917-1985), Leiter des Lutherstiftes Falkenburg als erste Publikation „Das Sonntagsevangelium plattdeutsch“, Hannover 1969 heraus. Das Buch findet Zuspruch und Anerkennung; es ist nach „Plattdüütsche Karkenleeder un Gebeden“, Hannover 1960, erst die zweite Veröffentlichung des Landeskirchenamtes Hannover zu „Plattdüütsch in de Kark“. Am 17. Februar 1972 wird in Loccum überraschend das jüngste Gründungsmitglied Heinrich Kröger (geb. 1932), Soltau, zum Vorsitzenden (und Geschäftsführer) der Arbeitsgemeinschaft gewählt. Es beginnt ein steter Ausbau von Plattdüütsch in de Kark: 

  • Ein regelmäßiger Rundbrief erscheint, bisher 123.
  • Die Zahl der Mitglieder nimmt zu.
  • Die Übersetzungsarbeit wird intensiviert (Episteln, alttestamentliche Reihe).
  • Der Kontakt zu Plattdeutschen in der DDR wird aufgenommen.
  • Das jährliche Plattdeutsche Pastoralkolleg in Loccum wird zur Zentralveranstaltung und ist bald das bestbesuchte Kolleg.
  • 1973 erscheint Die Sonntagsepistel plattdeutsch mit den Loccumer Richtlinien für die plattdeutsche Schreibweise, die Prof. Gerhard Cordes (Kiel) entwickelt hat.

1974 werden auf dem Loccumer Pastoralkolleg zwei wegweisende Anträge an das Landeskirchenamt Hannover und an die Theologische Fakultät der Universität Göttingen gestellt. Schon im Sommersemester erhält Dr. Ernst Arfken (1925-2006) einen Lehrauftrag für Plattdeutsche Verkündigung, den er über die Pensionierung hinaus wahrnimmt, und Heinrich Kröger wird am 1. Oktober zum Landeskirchlichen Beauftragten „benannt“. „Seine pfarramtlichen Aufgaben bleiben hiervon unberührt“, schreibt OLKR Flohr an den Zweiten Vorsitzenden Günther von Glahn. 1976 wird neben dem Pastoralkolleg eine Dagfohrt (Begriff aus der Hansezeit) eingeführt, die in wechselnden Regionen zahlreich besucht wird. Johann Diedrich Bellmann (1930-2006), der 1973 Dozent für Deutsch an der Theologischen Akademie Celle, Kollegstufe Hermannsburg wird, gibt Plattdüütsch in de Kark weitere entscheidende Impulse. Er inspiriert Studierende für dieses Thema und gründet mit ihnen einen Arbeitskreis „Plattdeutsch und Kirche“, der in Verbindung mit der niedersächsischen Arbeitsgemeinschaft besondere Aktivitäten entfaltet:

  • Vorläufige Bibliographie „Plattdeutsch in Kirche und Religion“ 1700-1975;
  • Andachtsbuch „Dissen Dag un all de Daag,“ Hermannsburg 1976, 21977, 31985;
  • De Kennung, Zeitschrift für plattdeutsche Gemeindearbeit, 1978;
  • Hör mi du fromme Gott. Plattdüütsch Gebedbook. Göttingen 1981;
  • Mien leeve Tohörer. Plattdeutsche Morgenandachten. Hermannsburg 1982.

Drei weitere Publikationen unterstreichen Bellmanns These: „Die siebziger Jahre sind das Jahrzehnt der plattdeutschen Pastoren“. Daran hat er selbst wesentlichen Anteil:

Johann Diedrich Bellmann (Hrsg.): Kanzelsprache und Sprachgemeinde. Dokumente zur plattdeutschen Verkündigung. Bremen 1975 (Schriften des Instituts für niederdeutsche Sprache. Reihe: Kirche Nr. 1); Johann D. Bellmann/Heinrich Kröger (Hrsg.): Sprache, Dialekt und Theologie. Beiträge zur plattdeutschen Verkündigung. Göttingen 1979; Heinrich Kröger (Hrsg.): Plattdüütsche Predigten ut us Tied. Leer 1977 (Schriften des Instituts für niederdeutsche Sprache. Reihe: Kirche Nr. 2), der erste umfassende Band, dem schon neun Jahre später ein zweiter folgt: „Dat Licht lücht in de Nacht“, ebd. 1986. 

 

Der abschließende Höhepunkt dieses ereignisreichen Jahrzehnts wird am 27. Dezember 1980 erreicht, als J. D. Bellmann, H. Kröger und Dirk Römmer (Hamburg), Prof. D. Gottfried Holtz (1899-1989) in Rostock seine grundlegende Studie „Niederdeutsch als Kirchensprache“, Göttingen 1980 in erweiterter Form als Festgabe überreichen. Damit ehren sie den, der auch die Arbeiten Plattdüütsch in de Kark in der internationalen Theologischen Literaturzeitung, Leipzig gewürdigt hat. Anlässlich des Besuchs kommt es zu ersten persönlichen Begegnungen mit den Kollegen Dr. Karl Homuth (1914-1986), Ulrich Nath (1932-2015), Joachim Witt (Klinken), der als erster Delegierter im Januar 1981 nach Loccum reist, und mit Hans Joachim Gernentz (1918-1997), Lehrstuhlinhaber für Niederdeutsch an der Universität Rostock.

Ein neues Betätigungsfeld für Plattdüütsch in de Kark eröffnet sich, als Rolf Christiansen (1937-1990) und D. Römmer (geb. 1943) mit der Vorbereitung des Deutschen Evangelischen Kirchentages 1981 in Hamburg beauftragt werden. Mit dem Arbeidskrink in Nordelbien und der niedersächsischen Arbeitsgemeinschaft wird ein reichhaltiges plattdeutsches Programm zu der Losung „Wees nich bang!“ erarbeitet. Zwei Bücher erscheinen: Plattdüütsch Lektionar und Louis Harms: Honnig. 5. erweiterte Auflage, beide hrsg. von H. Kröger, Hermannsburg 1981. Dieter Andresen dokumentiert den plattdeutschen Anteil des Kirchentages im Rahmen von De Kennung (Jg. 5, H. 2). Auch bei den folgenden Kirchentagen wird die Chance zur Mitarbeit genutzt, besonders 1983 in Hannover: „To’n Leben trügg“ (Umkehr zum Leben) mit Plattdüütsch Huus in der Markus- Kirchengemeinde.

Eine große Hilfe und Bereicherung wird Dr. Bernd Jörg Diebner (geb. 1939) von der Universität Heidelberg, der sich auf der Dagfohrt in Soltau am 29. September 1982 bereit erklärt, die Redaktion von De Kennung zu übernehmen. In über dreißig Jahren entwickelt er die Zeitschrift zu einem wichtigen Instrument von Plattdüütsch in de Kark und beginnt 1992 zusätzlich eine Beiheftreihe; er weckt Interesse auch an hochdeutschen Mundarten und begründet mit H. Kröger und Manfred Mergel (Württemberg) 2014 die Schriftenreihe „Dialekt und Religion/Religion und Dialekt“, LIT Verlag Berlin, bisher acht Bände erschienen. Bei Pastoralkollegs in Loccum und Ratzeburg hält er plattdeutsche exegetische Vorträge (Bernd Jörg Diebner: Dat Oole Testament verkloort op Platt. Plattdüütsche Opsätz in Utwohl. Bibelstudien Bd. 10; De Kennung. Beiheft 20. Berlin 2012). Ihm ist die Stiftung des Gertrud-Wendt-Preises für Basisarbeit Plattdüütsch in de Kark zu danken, der an Ehrenamtliche in verschiedenen Regionen Norddeutschlands verliehen wird. Wie die Arbeitsgemeinschaft im Pastoralkolleg 1978 an die 500-jährige Kölner plattdeutsche Bibelausgabe erinnert hat, die in der Klosterbibliothek Loccum vorhanden ist, so nimmt sie 1985 den 500. Geburtstag des niederdeutschen Reformators Johannes Bugenhagen (1485-1558) zum Anlass, Forscher aus Ost- und Westdeutschland zusammenzuführen. Bischof Albrecht Schönherr (Ostberlin) gedenkt beim Plattdeutschen Pastoralkolleg des 40-jährigen Todestages von Dietrich Bonhoeffer (1906-1945). B. J. Diebner gestaltet aus diesen und weiteren Beiträgen das Doppelheft De Kennung 8 als gesamtdeutsche Gedenkschrift für Bugenhagen. Es ist eine der wenigen Veröffentlichungen in der BRD zu diesem Mitarbeiter und Freund Luthers. 

Zum 25-jährigen Bestehen der Arbeitsgemeinschaft plattdeutscher Pastoren in Niedersachsen 1988 wird erstmals eine Präambel formuliert, die das Selbstverständnis und Anliegen der Gruppe beschreibt. Carl Osterwalds Referat über die „Inkulturation des Evangeliums“ bedeutet eine thematische Innovation. Das umfangreiche Berichtsheft De Kennung 11 wird so nachgefragt, dass es schnell vergriffen ist. Im nächsten Jahr wird das Thema in Loccum fortgesetzt. J. D. Bellmann stellt die Gegenthese „Diakonie statt Prophetie“ auf. Bemerkenswert ist, dass der Feministischen Theologie, die C. Osterwald in sein Thema überzeugend einbezogen hat, ein ganzer Tag im Plattdeutschen Pastoralkolleg gewidmet wird. Das entspricht der Frauendekade, die der Ökumenische Weltrat der Kirchen ab 1988 empfohlen hat. Als vier Jahre später die Landeskirche Hannovers auf Antrag des Frauenwerks am 1. Sonntag nach Trinitatis einen Dekadesonntag einführt, kommt es zur Kombination mit dem seit 1976 bestehenden Plattdüütsch Sünndag. Schon vorher hat es durch Susemarie Liß (1924-1995) in Hamburg-Harburg (Wilstorf), die regelmäßig nach Loccum kommt, den „Weltgebedsdag plattdüütsch“ und seit 1987 in Wipshausen durch Hanna Löhmannsröben (geb. 1958) im Kirchenkreis Peine plattdeutsche Frauengottesdienste gegeben.

Das Jahr 1988 beschert Plattdüütsch in de Kark mit dem Symposion auf dem Zingsthof, das von der Greifswalder Landeskirche und der Hauptbibelgesellschaft Berlin veranstaltet wird, einen weiteren Höhepunkt. Anlass ist das Jubiläum „400 Jahre plattdeutsche Barther Bibel“ 24.-27. Oktober. Dabei ist Gelegenheit, über die plattdeutsche Arbeit in den Kirchengemeinden in der Bundesrepublik zu berichten (H. Kröger); Dr. Christian Bunners, Dozent am Paulinum Berlin, der bei Loccumer Pastoralkollegs und bei plattdeutschen Veranstaltungen auf Kirchentagen wiederholt mitgearbeitet hat, schildert „Plattdüütsch in de Kark in der DDR“. Wie die niedersächsische Arbeitsgemeinschaft in den 80er Jahren andere Regionen zu eigenen Arbeitskreisen angeregt hat (1980 Westfalen, 1982 Mecklenburg, 1986 Pommern, 1987 Oldenburg, 1988 Ostfriesland), so ergreift sie 1990 auf ihrem Loccumer Pastoralkolleg am 23. Februar die Initiative, für Plattdüütsch in de Kark in der BRD und DDR einen Dachverband zu gründen. Das geschieht auf Einladung der Stadt Soltau am 1. Mai in der Bibliothek Waldmühle durch die Gründung der „Plattform Plattdüütsch in de Kark“. Zum Vorsitzenden wird H. Kröger gewählt, der in dieser Position elf Jahre lang das kirchliche Miteinander in Ost und West fördert, z.B. mit Gottfried Winter (geb. 1938) durch ein jährliches Vierländertreffen (Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen) beiderseits der ehemaligen innerdeutschen Grenze, zuerst am 9.11.1992, dem dritten Jahrestag des Berliner Mauerfalls, in Groß Breese/Prignitz.

1991 wird im Hanns-Lilje-Haus mit Landesbischof Horst Hirschler das Plattdüütsch Gesangbuch „Dor kummt een Schipp“ vorgestellt, das J. D. Bellmann nach dem Ende der Kollegstufe in Hermannsburg mit Studierenden in Celle in fünf Jahren erarbeitet hat. Es ist nicht nur die Krönung der theologischen Arbeit des herausragenden niederdeutschen Dichters, sondern auch – erstmals mit Noten – das beste plattdeutsche Gesangbuch seit der Reformationszeit, 2. erweiterte Aufl. 1992. Es wird in ganz Norddeutschland gebraucht und durch ein Plattdüütsch Choralbook von Ernst Arfken und Götz Wiese, Hermannsburg 1995 ergänzt.

1992 treten in der niedersächsischen Arbeitsgemeinschaft notwendige Änderungen ein: Der Name wird am 21. Februar in „Arbeitsgemeinschaft Plattdüütsch in de Kark Niedersachsen/Bremen“ geändert, um endlich dem Frauen- und „Laien“ -Anteil gerecht zu werden, die von Anfang an gleichberechtigt mitgearbeitet haben. Ihre Zahl ist immer größer geworden. 

Da H. Kröger nach 20 Jahren nicht wieder kandidiert, wird Hanna Löhmannsröben mit 33 Jahren zur Vorsitzenden gewählt. Der Vorgänger bleibt Geschäftsführer; er hat als landeskirchlicher Beauftragter für plattdeutsche Verkündigung seit dem 26. Juli 1979 eine Drittel- und erst seit dem 1. September 1991 eine halbe Pfarrstelle. H. Kröger lässt sich zum 31. Oktober 1994 mit 62 Jahren pensionieren, um sein Projekt „Plattdüütsch in de Kark in drei Jahrhunderten“, das ihn seit dem zweiten Kontaktstudium 1979 sporadisch beschäftigt, voranzutreiben. Der erste Band über das 18. und 19. Jahrhundert dient ihm 1996 in Göttingen zur Promotion. 1997 endet sein landeskirchlicher Auftrag, den er die letzten drei Jahre wie in der langen Anfangszeit wieder ehrenamtlich wahrgenommen hat. Bd. 3 seines Werkes, eine historische Textsammlung, erscheint 1998, Bd. 2 (20. Jh.) 2001, Bd. 4 (Literatur und Register) 2006, bearbeitet von seiner ältesten Tochter Dr. Sophia Kemlein. 

1998 übernimmt Peter Voigt (Posthausen), ein langjähriges engagiertes Mitglied, für drei Jahre den landeskirchlichen Auftrag und die Geschäftsführung von Plattdüütsch in de Kark Niedersachsen/Bremen. In dieser Zeit finden die Deutschen Evangelischen Kirchentage in Stuttgart (1999) und Frankfurt am Main (2001) mit einem MundARTzentrum statt.

Die Vorsitzende Hanna Löhmannsröben, die 1999 mit einer Arbeit über Inklusion von Behinderten an der Universität Oldenburg promoviert wird, gibt 2000 ihr Amt ab, weil sie seit 1996 in Erlangen wohnt. Walter Scheller (geb. 1947), theologischer Studienleiter an der Niedersächsischen Lutherischen Heimvolkshochschule Hermannsburg, wird zum Nachfolger gewählt. Ihm gelingt es, 2001 Anita Christians-Albrecht, Gemeindepastorin in Burgdorf, für die Arbeitsgemeinschaft Plattdüütsch in de Kark zu gewinnen; sie redigiert seit 1999 die plattdeutschen Andachten beim NDR 1 Niedersachsen, die in ihrer Zeit den von Heinrich Riebesell (Lüneburg) erdachten Titel „Dat kannst’ mi glööven!“ erhalten. Anita Christians-Albrecht (geb. 1959) prägt als landeskirchliche Beauftragte und Geschäftsführerin in Niedersachsen die plattdeutsche Kirchenarbeit in den ersten anderthalb Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts. Mit ihrem Temperament und Engagement, ihren Ideen und ihrer Tatkraft erschließt sie neue Arbeitsfelder; begonnene und bewährte Projekte werden weitergeführt: Neuauflage der Bellmannschen Bücher Gebedbook und Gesangbook (mit Anhang neuer Lieder); Erweiterung des Plattdüütsch Lektionars auf sechs Perikopenreihen (Burgdorf 2004). Ein Standardwerk, unterstützt durch die Niedersächsische Sparkassenstiftung und die Klosterkammer Hannover, ist Dat grote Bibel-Billerbook up Platt. Maalt van Kees de Kort. All de Geschichten ut de Rieg „Wat uns de Bibel vertellt“ up Plattdüütsch. Unter Mitwirkung von Wilko Burgwal herausgegeben von Anita Christians-Albrecht, Burgdorf 2007, 2. Auflage 2013; Dies. (Hrsg.): Kinnerkraam. Plattdeutsche Texte und Lieder für die Arbeit mit Kindern in Schule und Gemeinde. Berlin 2013. Zwei Bände mit Radioandachten entstehen: Dat kannst’ mi glöven! Aus zwei Jahrzehnten. De Kennung: Biheft 22 (2015); Zuspruch aus dem Aether. Plattdeutsche Radioandachten als Beispiele konkreter Verkündigung. Berlin 2017 (Dialekt und Religion/Religion und Dialekt, Bd. 6). In Ostfriesland wird der Versuch gemacht, die Herrnhuter Losungen in Plattdeutsch zu übertragen; inzwischen beteiligen sich daran auch Plattdeutsche mit anderen Mundarten. Aus den übrigen Aktivitäten sind hervorzuheben: Plattdeutsche Familienfreizeiten, die aus plattdeutschen Kinderfreizeiten von Peter Voigt und Heiko Frese hervorgegangen sind, auch die vielfältige ökumenische plattdeutsche Mitarbeit bei Evangelischen Kirchentagen und bei Katholikentagen sowie die regelmäßige Weiterbildung von Lektoren, Lektorinnen, Prädikanten und Prädikantinnen, die in Alfred Böhnke (Bremervörde) ihren eigenen Sprecher finden.

2016 entschließt sich Anita Christians-Albrecht, im Zentrum für Seelsorge Hannover eine landeskirchliche Pfarrstelle für Altenseelsorge anzunehmen. Die Vakanz bei Plattdüütsch in de Kark überbrückt Traugott Wrede, Rektor des Pastoralkollegs i. R. Er wird 2017 zum Vorsitzenden der Plattform gewählt. 2018 tritt Imke Schwarz (geb. 1976) als landeskirchliche Beauftragte und Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft ihren Dienst an. Da Walter Scheller nach 18 Jahren nicht wieder kandidiert, wird Traugott Wrede auch hier zum Vorsitzenden gewählt. Der Vorstand forciert mit Hilfe des Landeskirchenamtes Hannover den Übergang der Arbeitsgemeinschaft zu einem Verein „Plattdüütsch in de Kark Neddersassen/Bremen“. Dieser wird am 17. November 2018 in Loccum von 19 Mitgliedern gegründet, die Carsten Möhlenbrock (Oldenburg) einstimmig zum Ersten Vorsitzenden wählen. Damit endet die 1963 entstandene Arbeitsgemeinschaft nach 55 Jahren vielseitigen erfolgreichen Dienstes. Für Mehrsprachigkeit, Gleichrangigkeit von Mann und Frau, Priestertum aller Gläubigen ist sie presher group. Die Zweite und der Dritte Vorsitzende des neuen Vereins sind wie der Erste Vorsitzende ehrenamtlich tätige Laien – ein gutes Zeichen für die Zukunft der Kirche!

Von 1963 bis 2018 gab es (manche Funktionen in Personalunion):

  • 6 Vorsitzende: Hans Hustedt (1963-1966), Günther von Glahn (1966-1972), Heinrich Kröger (1972-1992), Hanna Löhmannsröben (1992-2000), Walter Scheller (2000-2018), Traugott Wrede (2018);
  • 5 Geschäftsführer/innen: Ortgies Stakemann (1966-1972), Heinrich Kröger (1972-1998), Peter Voigt (1998-2001), Anita Christians-Albrecht (2001-2016), Imke Schwarz (2018);
  • 4 Landeskirchliche Beauftragte: Heinrich Kröger (1974-1997), Peter Voigt (1998-2001), Anita Christians-Albrecht (2001-2016), Imke Schwarz (2018).

Ehrenmitglieder waren Heinrich Kröger und Bernd Jörg Diebner. Mit dem Gertrudt-Wendt-Preis wurden ausgezeichnet: Hinrich Hannken-Iljes, Wulsbüttel, und Theda Ahlrichs, Wiesmoor.

Last but not least haben die Rektoren des Pastoralkollegs Loccum in ihrer Weise zur Verkündigung des Evangeliums in plattdeutscher Sprache beigetragen und zur jährlichen Tagungswoche eingeladen: Lic. Hans Wenschkewitz, Hans Philipp Meyer, Dr. Henry Holze, Joachim Schmidt, Walter Wiese, Wiegand Wagner, Traugott Wrede und Dr. Folkert Fendler.

Ein dankbares Gedenken gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die das Evangelium in ihrer Mundart reflektieren und verbreiten. Ihr Beispiel möge dem neuen Verein zugute kommen und im Land weiterwirken!

Soltau, 26. November 2018                                                                           
Dr. Heinrich Kröger